*** Öffentliche Verhandlung
*** am 8. Mai 2014
*** Prozess der ersten Gruppe: 8:00 Uhr
*** Prozess der zweiten Gruppe: 10:00 Uhr
*** im Amtsgericht Nienburg, Berliner Ring 98, 31582 Nienburg, Saal 1
Am 8. Mai finden
die zwei Prozesse der insgesamt acht angeklagten
Tierbefreiungsaktivist_innen in Nienburg statt. Ihnen wird
vorgeworfen, sich an einer Blockade der Schlachtfabrik von
Wiesenhof in Holte/Wietzen,
Kreis Nienburg, am 12. Juli 2013 beteiligt zu haben,
bei der mehrere LKWs besetzt wurden und eine Straßenblockade stattfand.
Hintergrund dieser Aktion war der geplante Ausbau der Schlachtfabrik in Holte/Wietzen im Kreis Nienburg des Konzerns Wiesenhof, durch den die Schlachtkapazität von täglich 140.000 Masthähnchen auf bis zu 250.000
Tiere gesteigert werden soll.
Mit dieser
Aktion sollte gegen die Unterdrückung der Tiere in den
Mastanlagen von Wiesenhof sowie gegen ihre Ermordung in dem
Wiesenhof-Schlachthof, gegen die Ausbeutung der dort arbeitenden Menschen
und die Zerstörung der Natur protestiert werden. Durch den geplanten Ausbau der Schlachtfabrik bis 2014, welcher jedoch immer noch nicht begonnen wurde, wird dieses
Elend noch vergrößert werden, die Profitmaximierung schließlich
auf Kosten von Tier, Umwelt und Mensch ausgetragen.
Allein 2012/13 erwirtschaftete der Megakonzern einen Umsatz von 2,45 Mrd. Euro.
Um dies zu erzielen, wird in der industriellen Hühnermast,
welche bei Wiesenhof etwa 95 % ausmacht, eine maximale Zunahme
des
“Schlachtgewichtes” innerhalb kürzester Zeit angestrebt, was bedeutet, dass die Tiere ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen können und darunter zusammenbrechen. Zudem erfolgt die Mast auf möglichst kleinem Raum,
so werden bis zu 23 Hühner auf einem Quadratmeter gehalten. Die
40 Tage bis zu ihrer Schlachtung verbringen sie meist in ihren
eigenen Exkrementen stehend, ohne jemals Sonnenlicht gesehen
oder frische Luft
geschnuppert zu haben. Diese quälerischen Haltungsbedingungen
führen zudem zu zahlreichen Krankheiten, was wiederum zur Folge
hat, dass die Tiere enorm viele Mengen an Antibiotika bekommen,
wodurch sich antibiotikaresistente Keime entwickeln, die über
die Luft oder über den Verzehr auch auf Menschen übertragen werden
können.
Auch die massenhafte Tötung in der Schlachtfabrik ist rationalisiert:
Immer wieder liefern LKWs in Kisten gepferchte Tiere an. In der Schlachtanlage hängen die Tierleiber überKopf an Förderbändern, arbeitsteilig und im
durchrationalisierten, schnellen Rhythmus töten und
zerschneiden Arbeiter_innen Stunde um Stunde und mit immer
gleichen Handgriffen die Tiere. Die Umwandlung von Lebewesen in
Fleisch ist
gewaltig perfektioniert. Auf der anderen Seite des Schlachthofes werden die zerstückelten
Tierkörper in Transporter verladen und an die
weiterverarbeitenden Betriebe und an den Einzelhandel
geliefert.
Wir kritisieren jedoch den Wiesenhof Konzern nicht nur dafür, dass er seinen Profit durch verschlechterte Bedingungen
erreicht, unter denen die Tiere gefangen gehalten und getötet
werden. Als Menschen, die sich nicht dem Leid der Tiere gegenüber
unempfindlich zeigen, sich nicht entsolidarisieren und nicht
deren Unterdrückung und Ausbeutung als legitim
ansehen, kämpfen wir für die Befreiung der Tiere aus allen Zuständen, in denen sie an ihrer freien Entwicklung und ihrem
selbstbestimmten Leben gehindert oder sie sogar verletzt und
getötet werden. Bei Wiesenhof wird jedoch die
Verwertungslogik, die den Kapitalismus auszeichnet und mit
einer Ausbeutungssteigerung und Kapitalakkumulation
verbunden ist, besonders deutlich. Die gesteigerte Ausbeutung,
durch die der Konzern seinen Profit vergrößert, betrifft auch die
dort arbeitenden Menschen. So werden sie von Wiesenhof unter
unwürdigen Arbeitsbedingungen mit einem
Stundenlohn von teilweise nur 3 Euro ausgebeutet.
Die Machenschaften von Wiesenhof und damit generell der
Tierausbeutungsindustrie haben zudem auch fatale Auswirkungen
auf die Umwelt. Angefangen bei der Futtermittelproduktion,
durch die enorme Flächen des Regenwaldes gerodet werden, über
den Schadstoffeintrag in Böden und Gewässern durch die
anfallende Gülle, bis hin zu einem erhöhten
Ausstoß des giftigen Treibhausgases Methan, wird massiv zur
Naturzerstörung und dem anthropogenen Klimawandel
beigetragen.
Durch all dies ist der Konzern in den letzten Jahren sogar in den bürgerlichen Medien
massiv in Verruf geraten, u.a. durch eine Reportage, die 2011 in
der ARD erschien. Als Antwort auf diese kapitalistischen
Ausbeutungsverhältnisse regte sich schließlich vermehrt
Widerstand. So fand u.a. letztes Jahr im Juli ein Aktionscamp
gegen Tierfabriken in Balge (Kreis Nienburg) statt. Organisiert
von einem Zusammenschluss von Menschen aus verschiedenen
emanzipatorischen Gruppen und Bewegungen, die dies nicht
einfach so hinnehmen wollten, gab es in den sechs Tagen des Camps
neben Vorträgen und Workshops auch Aktionen des kreativen
Ungehorsams wie z.B. die Blockade der Schlachtfabrik.
Vier Monate nach der Blockade erhielten einige
Aktivist_innen nun einen Strafbefehl mit Geldstrafen in Höhe von
bis zu 750 Euro. Da sie dagegen jedoch Widerspruch einlegten,
findet nun am 8. Mai der Prozess gegen sie
statt.
Der Prozess deckt einmal mehr auf, dass die herrschende Klasse
in der Lage ist, mit Hilfe des Staates, so auch des Justizsystems,
mit repressiven Maßnahmen gegen ihre politischen Gegner_innen
vorzugehen.
Dies zeigt jedoch auch, dass Widerstand auf mehreren Ebenen
ausgetragen werden kann und muss. Seid solidarisch und kommt zum
Prozess am 8. Mai, macht darauf aufmerksam oder organisiert
eigene Aktionen in eurer Stadt!
(u.a. wenn Ihr eine Übernachtungsmöglichkeit für den Prozess sucht):
aif@riseup.net